Nach Casting-Dauerfrust allein durchgestartet
Der Artikel wurde am 20.09.2014 veröffentlicht!
Heilbronn Hobbysänger kritisiert TV-Industrie und packte auf eigene Faust CD–Produktion an
Von unserem Redakteur Carsten Friese
Singen ist sein großes Hobby: Dieter Hause hat nach vielen Negativerlebnissen bei Castingshows eine Single „Mein schönes Heilbronn“ produziert. Foto: Stefan Brenner
Am Ende war es nur noch Frust. Was der Böckinger Dieter Hause bei Castingshows für TV-Sendungen erlebte, hat ihn mächtig gewurmt. Deutschland sucht den Superstar, The Voice of Germany, Supertalent, X-Factor − rund zehn Mal bewarb er sich, durfte zum Vorsingen in großen Städten antreten, stellte sich unter anderem Dieter Bohlen vor − um am Ende doch nicht genommen zu werden.
Der 45-jährige versteht die Fernsehwelt nicht. „Ich war doch gut“, sagt der gelernte Fachlagerist im Rückblick − wogegen er bei manchen Konkurrenten, die weiterkamen, nicht unbedingt das ganz große musikalische Talent sah.
Überzeugt Als er beim Supertalent in Runde zwei war, nach seinen Angaben Lob von der Jury erhielt und zu Hause den zugesandten Fragebogen für die nächste Runde absandte, kam nichts mehr. Nicht mal eine Absage. „Das ist enttäuschend“, findet der Logistik-Arbeiter. Er hat das Gefühl, dass die Fernsehsender die Jüngeren und „eher die schrillen Typen“ bevorzugen; ein ruhiger Typ wie er mit dem Hobby Gärtnern, ohne markante Lebenslaufeinschnitte, sei eben weniger gefragt.
Überzeugt ist Hause von seiner Tenorstimme, die er auch im Gesangsverein in Böckingen zum Besten gibt. Seit Kindertagen singt er aus Leidenschaft, vor allem Schlager haben es ihm angetan. Helene Fischer, Andy Borg, Michael Wendler sind einige Favoriten. Nur bei englischen Liedern müsse er noch „ein bisschen dran arbeiten“, sagt der Hauptschulabsolvent; sein Englisch klingt in der Tat etwas holprig.
Sogar Gesangsunterricht nahm Hause, feilt seit drei Jahren ein Mal die Woche an Stimmbildung und Atemtechnik. Es nutzte nichts − zumindest bei den TV-Anstalten. Auch seine Lehrerin habe gesagt, „die suchen nach anderen Kriterien aus“.
Nach dem zehnten Fehlversuch zog er einen Schlussstrich. Dann eben anders. Hause nahm 16 Schlager auf, sandte sie einer Tonstudio-Firma in Neu-Ulm. Er erhielt ein Angebot über eine Single, konnte nach seinen Angaben den Preis von 15 000 Euro auf „Halbe-Halbe“ drücken. Das Stück „Mein schönes Heilbronn“, im Original von Gustl Scheib, sollte es sein. 100 CDs hat er zur freien Verwendung, das Tonstudio bewerbe die Single im Internet und sende den Song an Radiostationen. „Sehr stolz“ ist er darauf.
Er wollte ein Stück über seine Heimatstadt Heilbronn singen, in der er sehr gerne lebt. Das Lied habe er auf 4/4-Takt umgeschrieben. Dieter Hause legt in seiner Wohnung die CD ein. Ein flotter Rhythmus ertönt, Hauses klare Stimme kommt dazu, er singt vom Kiliansmännle, dem Wartberg, dem Lichtermeer an der Allee und blonden Käthchen. Für Schlagerfans dürfte es durchaus etwas sein.
Seinen Hauptjob bei Audi gibt der 45-Jährige nicht auf. Er bleibt „mein erstes Standbein“. Hoffnung, dass sich einige Auftritte oder etwas mit einer Schlagerband ergeben, um Menschen mit seiner Musik „zu begeistern“, hat er. Dann hätte er es auch ohne TV-Show geschafft.
Auszug aus der Heilbronner Stimme vom 29.05.2021